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Prof. Dr. Brunhilde Wirth

Institutsdirektorin

Curriculum Vitae

Univ.-Prof. Dr. Brunhilde Wirth ist seit 2003 Direktorin und Lehrstuhlinhaberin des Institutes für Humangenetik an der Universitätsklinik in Köln. Nachdem sie das Biologiestudium an der Naturwissenschaftlichen Fakultät in Bukarest im Jahre 1982 absolviert hatte, erhielt sie mit wenigen Studenten die Möglichkeit, eine zusätzliche Spezialisierung in angewandter Genetik für ein Jahr anzuschließen. Den üblichen Regularien der damaligen Zeit in Rumänien zufolge, arbeitete sie zwei Jahre als Biologielehrerin, bevor sie im Juni 1985 nach Deutschland ausgesiedelte. 

1998 erlangte B. Wirth ihre Promotion zum Dr. rer. nat. am Institut für Humangenetik in Bonn (Direktor Prof. P. Propping, Promotionsbetreuer Prof. Dr. A. Gal). Anschließend ging sie mit einem Postdoktoranden-Stipendium der DFG an die Imperial Cancer Research Laboratories in London in die Gruppe von Prof. Annemarie Frischauf. Nach ihrer Rückkehr 1990 etablierte sie am Institut für Humangenetik in Bonn ihre eigene Gruppe. 1996 erhielt B. Wirth die venia legendi für das Fach Humangenetik und im selben Jahr erlangte sie den Fachhumangenetiker (GfH). 2002 ergingen drei Rufe an B. Wirth nach Heidelberg, Regensburg und Köln; sie entschied sich für das neu zu gründende Institut für Humangenetik in Köln. 2009 erhielt sie einen weiteren Ruf als Scientific Director an das Institut für Humangenetik in NewCastle, den sie allerdings aufgrund eines sehr attraktiven Bleibeangebotes ablehnte.  

Frau Prof. Wirth war stellvertretende Vorsitzende der GfH (2002 - 2006), Mitglied des wissenschaftlichen Programmkomitees der ESHG (2005 - 2010) und ist seit 2010 Vorsitzende dieses Komitees. Von 2009 - 2011 war sie Mitglied im wissenschaftlichen Programmkomitee der ICHG und ist seit 2009 Vorsitzende der internen Gutachterkommission des ZMMK. Sie ist in zahlreichen nationalen und internationalen Gutachterkommissionen tätig.

B. Wirth hat sehr viel Spaß an Forschung und Lehre. Sie leitet aktiv ihre eigene Arbeitsgruppe und hat mehr als 100 Originalarbeiten veröffentlicht. Ihre wissenschaftlichen Schwerpunkte liegen im Bereich der Neurogenetik, Neurobiologie, Therapie und Epigenetik. Sie ist nicht nur  in der Lehre an der Medizinischen Fakultät, sondern auch an der Naturwissenschaftlichen Fakultät der Universität zu Köln beteiligt. Außerdem ist sie Ko-Direktorin der European School of Medical Genetics in Bologna zusammen mit Prof. G. Romeo und Prof. H. Brunner. B. Wirth leitete von 2003 -2012 die gesamte molekulargenetische Diagnostik in ihrem Institut, wird sich jedoch demnächst auf den Bereich der Neurogenetik und der neuromuskulären Erkrankungen fokussieren.

Forschungsschwerpunkte

1. Identifizierung von krankheitsverursachenden Genen bei neurogenetischen und neuromuskulären Erkrankungen
Bei vielen Patienten mit dominanten oder rezessiven neuromuskulären Erkrankungen ist die genetische Ursache nicht bekannt. Ganz häufig sind es Einzelfamilien oder sogar Einzelpatienten, bei denen der Einsatz der neuesten Technologien des Next Generation Sequencings (NGS) eine Mutationssuche erstmals ermöglicht. Im Rahmen des FP7-EU-Projektes (NEUROMICS) werden wir Re-Sequenzierungspanels mit allen bisher bekannten Genen für Spinale Muskelatrophien (SMA),  Amyotrophe Lateral Sklerosen (ALS) und Axonale Neuropathien oder auch als Charcot-Marie-Thooth Typ 2 (CMT2) bekannt, erstellen. Die DNAs von Hunderten noch ungeklärten Fällen werden mittels NGS re-sequenziert, um zunächst bekannte Gene auszuschließen. In einem 2. Schritt werden wir mittels Hochdurchsatzsequenzierung das gesamte Exom nach ursächlichen Mutationen duchsuchen. Diesen Untersuchungen sollen funktionelle in vitro und in vivo Studien im Tiermodell (Zebrafish oder Maus) folgen.

2. SMA modifizierende Gene: Molekulare und funktionelle Aufklärung beim Menschen und in Tiermodellen
In seltenen Fällen bleiben Personen lebenslänglich gesund, obwohl sie Mutationen im SMN1-Gen aufweisen. Wir haben bisher zwei protektive Gene für die SMA identifiziert. Im Rahmen eines von der DFG finanzierten Projektes versuchen wir den genauen Pathomechanismus und die zugrunde liegenden Signalwege aufzudecken. Wir haben entsprechende Tiermodelle generiert, die uns eine detaillierte Aufschlüsselung der Wirkungsmechanismen ermöglichen. Weiterhin soll die Generierung von induzierten pluripotenten Stammzellen (IPSCs), aus denen Motor Neuronen differenziert werden, analysiert werden da es sich hierbei um ein dem Patienten ähnliches Zielsystem handelt.

3. Entwicklung von Therapien bei spinaler Muskelatrophie (SMA)
SMA gehört zu den wenigen erblich bedingten Erkrankungen, bei denen Therapien basierend auf dem noch vorhandenen Kopiegen - SMN2 möglich sind. Alle Patienten tragen i. d. R. zwei bis vier SMN2 Gene. Im Unterschied zu SMN1, welches ausschließlich korrekt gespleißt wird, wird SMN2 aufgrund einer stillen Mutation im Exon 7 zu 90 % inkorrekt gespleißt. Nur in 10 % der RNA ist auch Exon 7 korrekt in die RNA integriert, und das daraus synthetisierte Protein ist mit dem SMN1 identisch.  Die Wiederherstellung des korrekten Spleißens kann durch kleine Moleküle (Antisense Oligos, ASOs oder Histon-Deacetylase Inhibitoren, HDACi) erzielt werden. Der Einsatz dieser Moleküle im Zusammenspiel mit den protektiven Proteinen soll neue Therapiemöglichkeiten eröffnen. Dieses Projekt wird durch DFG, FSMA, Initiative Forschung und Therapie für SMA und SMA-Europe unterstützt.

4. Spleißfaktor SFRS10 (Tra2-beta1): Identifizierung von Ziel-RNAs. Knock-out in der Maus und Auswirkung
SFRS10 ist einer der wichtigsten Spleißfaktoren, der das Spleißen von SMN Exon 7 beeinflusst. Außerdem ist Sfrs10 in der Geschlechtsdifferenzierung sehr wichtig. Wir haben eine konditionale Sfrs10 knock-out Maus generiert, die uns nun erlaubt, die Auswirkungen auf verschiedene Zielorgane zu untersuchen. Dieses Projekt wird im Rahmen des ZMMKs finanziert.